Wieder wollen sie (noch mehr) Geld!

Die  Angst der autofixierten Behörden im ehemaligen A5-Westast-Perimeter ist gross:

Sie befürchten, dass das im Dialogprozess beschlossene  kurz- und mittelfristige  Verkehrsmassnahmenpaket das endgültige Aus für ihre Tunnelfantasien bedeuten könnte.

Die Notwendigkeit von Jura- und Porttunnel ist nicht begründbar.

 

 

Die kürzlich erhobenen Verkehrszahlen im Raum Biel/Nidau sprechen eine deutliche Sprache: Der hausgemachte motorisierte Verkehr ist das Hauptproblem. Der Transitverkehr ist bescheiden und könnte mit einfachen Verkehrslenkungseingriffen weiter und sofort reduziert werden.

Statt die kurz- und mittelfristigen Massnahmen zügig umzusetzen, verlangt die Behördendelegation nun mit Priorität Kredite, um eine Gesamtmobilitätsstudie zu finanzieren, deren Ergebnis vorauszusehen ist. Wes Lied ich sing...

Aus der Medienmitteilung der Behördendelegation:

«Im Vordergrund der Studie steht die Klärung von Nutzen und Zweckmässigkeit der Infrastrukturelemente Port- und Juratunnel in einem nachhaltigen und funktionierenden Gesamtverkehrssystem.»

Wir wetten bereits heute, dass das Ergebnis in etwa so lauten wird:

«Ein nachhaltiges und funktionierendes Gesamtverkehrssystem kann nur mit einem Juratunnel und einem Porttunnel erreicht werden.»

Finanzieren müsste das Ganze zum grossen Teil der Bund. Ohne dass eine Olympiade oder eine Expo 2050 an den Bielersee geholt wird (Methode Stöckli), heisst die nüchterne Analyse:

Wunschprogramm. Luftschloss. Aussichtslos.


 

Baggern für den Juratunnel

Bisher sind die Bemühungen für einen Juratunnel kläglich versandet. Gut so. Das hält aber die Tunnelisten nicht davon ab, ihre fixe Idee weiter zu verfolgen.

Mit viel Steuergeld baggern sie nun hinter den Kulissen weiter an ihrem Luftschloss und vermeiden es aber tunlichst, das Wort Juratunnel in den Mund zu nehmen.

Die behördengelenkte Organisation EBBN produziert jetzt einen Aktenberg an Studien, die im Endeffekt dazu führen werden, dass eine Westastautobahn auf der ursprünglich vorgesehenen Linienführung mitten durch die Stadt praktisch nicht mehr in Frage kommt.

Planung ohne Masterplan

Das Prozedere das mit EBBN eingeführt wurde, stellt ja grundsätzlich ein Unikum dar, das eigentlich jeder Planungslogik entbehrt. Vernüftige Planung basiert heutzutage überall ausser in Biel auf einem Masterplan, der zuerst die grossen Linien festschreibt und auf dem in einem nachrangigen Prozess anschliessend kleinräumig geplant wird.  Was taugen diese teuren Planungsstudien, wenn nicht zum Vornherein klargestellt wird, was mit dem Autobahn-Westast passiert?

22 Seiten Powerpointpräsentation - und kein Wort zur sogenannten «Schliessung der Autobahnlücke». Vergessen oder weggelassen? Wer lange sucht, findet auf der EBBN-Webseite folgendes:

Vorgehenskonzept langfristige Lösung: Vorbereitungsarbeiten für eine Studie über eine langfristige Lösung und Schliessung der Nationalstrassenlücke.

Das ist schon alles. Man will also die «Lücke schliessen». Ende der Transparenz und Kommunikation.

Was sagt der Kanton Bern?

Noch offen ist die Schliessung der verbleibenden Netzlücke in Biel Richtung Westen. Diese Frage wird im Rahmen der übergeordneten Projektorganisation «Espace Biel.Bienne Nidau» beantwortet.

2025 tritt EBBN in den Ruhestand. Und der Baudirektor vielleicht auch. Eine Antwort ist nicht versprochen oder in Sicht.

Kein Problem bildet die EBBN-Planung, wenn dieser A5-Autobahnabschnitt endgültig aus dem Netzbeschluss gestrichen wird. Wollen die Autobahnpromotoren aber nicht.

Juratunnel mit Tarnkappe

Somit lässt sich die Politik von EBBN nur wie folgt erklären: Die Behörden haben erkannt, dass eine Autobahn quer durch die Stadt Biel (ober- oder unterirdisch) zu ihren Lebzeiten am Widerstand der Bevölkerung scheitern wird.

Deshalb unterstützt man jetzt durch kurzfristige Massnahmen etc. die Einrichtung vielfaltiger Hindernisse auf dem ursprünglich vorgesehen Trassee zu errichten, in Form von LKW-Transitverboten, Tempo 30-Zonen, Fahrbahnverengungen, Veloschnellstrassen etc. Das beruhigt das Stimmvolk und ermöglicht das gleichzeitige Baggern an einer (d.h. der ersehnten) Juratunnel-Autobahn von Bözingen bis nach Vingelz.

Deshalb bereits jetzt die vielen Worte um einen herbeigeredeten Verkehrs-Notstand im Bieler Westen,  die nur dazu dienen, ein Argumenten-Gelände zu planieren, auf dem der Juratunnel als einzig mögliche Lösung aller Probleme in die Powerpointgrafik gezeichnet wird.

Originalton EBBN vom 30.3.2023:

Ausblick bis Mitte 2025

«Die Entwicklung im Westen von Biel ist für die ganze Region von grosser Bedeutung. EBBN dient bei allen Arbeiten als wertvolle Plattform, um die unterschiedlichen Projekte unter den verschiedenen Partnern zu ko- ordinieren und aufeinander abzustimmen», unterstreicht Stefan Nobs, Vorstandsmitglied des Vereins See- land.Biel/Bienne und Mitglied der Behördendelegation.

Wenn EBBN Mitte 2025 ihre Tätigkeit beendet, wird sie den Partner nicht nur koordinierte Grundlagen bereitstellen, sondern gesamtheitliche und projektspezifische Stossrichtungen zur räumlichen und verkehrlichen Entwicklung übergeben. Diese Stossrichtungen werden im Anschluss in die bestehenden Planungsprozesse der Partner überführt.

Übersetzung für die Bürgerinnen und Bürger: 

Die hier verklausuliert umschriebene Stossrichtung, die Behörden und ACS/TCS schon seit langem vorantreiben,  heisst :

AUTOMOBIL BRAUCHT JURATUNNEL!

 

 


 

Glückliches Seeland:
«Verlorene» A5-Stauminuten
auf der ASTRA-Grafik nur
unter dem Mikroskop sichtbar

Die Argumente gegen
eine Seeland-Tangente
versenken auch den Juratunnel

 

Soweit die Transitec-Analyse, für viel Geld in Auftrag gegeben. Wer jetzt noch kommt und behauptet, bei den real existierenden Verkehrszahlen sei ein Juratunnel für die nationale N5-Autobahnverbindung  nötig und finanzierbar, ist ein Träumer oder eine Phantastin. Oder gar beides.

Zur Transitec-Studie hier die Bewertung eines international anerkannten Fachexperten aus der Region Biel.


 

Kein Verlass auf Politiker und Kantonsbeamte:
Sture Böcke machen, was sie wollen

Aufmerksame Leser und Leserinnen reiben sich die Augen (Zitate BZ):

(..) «Es ist vorgesehen, dass noch total 19 Parzellen im Portfolio des Kantons verbleiben. Alle übrigen im Rahmen des nun abgeschriebenen Westastprojekts erworbenen Parzellen sollen verkauft werden», bestätigt Kantonsoberingenieur Stefan Studer. Die 19 Parzellen würden sich hauptsächlich im Bereich des Porttunnels (Gemeinden Brügg und Port), im Bereich der Seevorstadt und im übrigen Perimeter des früheren Westastprojekts in der Stadt Biel befinden.

Für die Planung der Nationalstrasse würden aktuell «von den 19 noch 10 Parzellen zurückbehalten, die für einen allfälligen späteren Bau des Porttunnels oder für einen Juratunnel benötigt würden». Sobald die Ergebnisse der erwähnten Studien vorlägen und das weitere Vorgehen klar sei, werde gemeinsam mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) definitiv entschieden, ob diese Parzellen noch benötigt oder verkauft würden. (..) Kreisoberingenieur Stefan Studer: «Gestützt auf die Empfehlungen der Dialoggruppe, ist unter anderem vorgesehen, eine Studie zur langfristigen Schliessung der Netzlücke in Biel durchzuführen. Für die Behörden im Vordergrund steht dabei die Prüfung eines Juratunnels.»

Der Start der Studie ist für 2023 geplant. Dieser Zeitung sagte Studer übrigens im letzten November, dass er «einen unterirdischen und stadtverträglichen Anschluss» von Biels Zentrum an den allfälligen Juratunnel nicht ausschliesse.

*****

Für die Region Biel heisst es also weiterhin: VIGILANCE ET RÉSISTANCE !

Übrigens: Der Chef von Kreisoberingenieur Stefan Studer ist Regierungsrat Christoph Neuhaus.

Am 27. März 2022 miserabel wiedergewählt.


Dr Boudiräppter

Nume nöd gschprängt:
Bundesbern schiebt «Netzlücke» auf die lange Bank

Bundesbern sagt also: Jetzt machen wir erst mal nichts und dann warten wir ab.

Biel antwortet: Gut so. Dann machen wir mal unsere Stadt so, wie sie uns gefällt.


Bundesrat gibt nach:
Der Autobahn-Netzbeschluss ist nicht in Stein gemeisselt!

Am 26. Januar 2022 ist es einer Schweizer Stadt gelungen, nach langjährigem Widerstand eine Revision des 1960 vom Bundesparlament beschlossenen Autobahnausbaus zu erwirken, womit das zur Lücke hochstilisierte Zürcher Autobahn-Ypsilon endgültig aus dem Netzbeschluss gestrichen wird. Der vom Bundesrat abgesegnete Beschluss muss noch von den eidgenössischen Räten bestätigt werden, woran jedoch kein Zweifel besteht.

Zürich also. Weigert sich dem Netzbeschluss Folge zu leisten. Engagiert sich auf politischer Ebene gegen eine sogenannte Lückenschliessung im Netzbeschluss 1960 auf ihrem Stadtgebiet. Und hat sich durchgesetzt.

Quelle:ASTRA BLOG, 15.7.2021

Warum war das Gleiche in Biel mit dem A5-Westast nicht möglich? Weil man Biel nicht mit Zürich vergleichen kann und soll? Auä. Zwei Bieler Besonderheiten machen in diesem Fall den Unterschied:

1. Immer und immer wieder haben Politiker:innen und Autolobbyisten behauptet, der Netzbeschluss sei sakrosankt und müsste, wenn überhaupt, auf Bundesebene abgeändert werden, was gänzlich unrealistisch sei und ein frommer Wunsch bleiben werde. Der einflussreichste Bieler im Bundeshaus sah das genau so und setzte seine ganze Schaffenskraft zur Verhinderung der Tabakwerbung ein, anstatt seine Heimatstadt vor der unnötigen Autobahn zu bewahren.

Der amtierende Stadtpräsident schaffte Ende 2020 die aufsehenerregende Pirouette vom Autobahnbefürworter zum Westastskeptiker, indem er sich plötzlich und mit Priorität für einen Autobahntunnel im Norden der Stadt stark macht. Eine behördliche Initiative zur Streichung des A5-Westast aus dem Netzbeschluss ist in Biel nicht einmal in Ansätzen bekannt.

2. Grosse Teile der Westast-Gegnerschaft (Grüne, VCS, Heimatschutz, Komitee «Westastsonicht», Pro Velo etc.) die 2020 am Runden Tisch gegen das ausführungsreife Autobahnprojekt argumentierten, sind den Befürwortern leider auf den Leim gekrochen und haben einem «Dialogpapier» zugestimmt, in welchem das Westast-Projekt zur Nichtrealisierung empfohlen wird. Schön und gut. Aber sie haben mit ihrer Unterschrift auch die Schliessung der vielbeschworenen Autobahnlücke gefordert, wenn auch erst langfristig.

Für die Stadtbehörden war das jedoch der Startschuss: Sofort loslegen mit Machbarkeitsstudien, mit dem Ziel, rasch eine Bestätigung zu erhalten für ein Projekt «Nord- statt Westast» (neu: JURATUNNEL). Weil Stadtwanderer und andere Exponenten der Gegnerschaft in ihren Kreisen das Mantra der notwendigen Lückenschliessung ebenso gepredigt haben wie ACS und TCS, ist die Chance, den A5-Westast im gleichen Bundesratsbeschluss wie das Zürcher Ypsilon auszuradieren, leichtfertig vertan worden.

Die Vermutung ist nicht von der Hand zu weisen, dass zuviele (Verkehrs-)Planer am Dialogtisch sassen, die in ihrem Brotberuf die Erfahrung gemacht haben, dass es besser ist, Leitplanken des Auftraggebers (wie den Netzbeschluss) nicht zu hinterfragen und zu akzeptieren. Weil sonst rasch ein anderer an die Futterkrippe gelassen wird.

Fazit: Nun, da es Jahre dauern wird, bis der Bundesrat das Dossier «Netzbeschluss» wieder zur Hand nimmt, um Änderungen zu erwägen, wäre man in Biel gut beraten, diesmal die Weichen rechtzeitig zu stellen, auf dass es dannzumal heissen möge:

«Das Nationalstrassennetz wurde 1960 im Bundesbeschluss über die Nationalstrassen (Netzbeschluss) definiert. Bis zur Netzvollendung fehlen noch knapp 40 Kilometer. Die Anforderungen an die Trassierung und die Ausgestaltung der Nationalstrassen haben sich seit der ursprünglichen Planung in den 1960er Jahren stark verändert. Der Bundesbeschluss sah vor, die N5 und die N3 mitten durch die Stadt Biel zu führen ("Bieler Westast"). Dieser Ansatz ist nicht mehr zeitgemäss. Die Strecke soll entsprechend aus dem Netzbeschluss gestrichen werden.»

Nationalstrassenbauprojekte bis 2030


Experte aus dem Dialogprozess
zeigt Ausweg aus der Blockade

Han van de Wetering* sagt:

«Die Option eines Tunnels als langfristige Massnahme ist Teil der Westast-Empfehlungen aus dem Dialogprozess, aber nicht mit Priorität. Ich würde aber zum jetzigen Zeitpunkt weder über einen Juratunnel noch über eine sonstige Tunnelvariante sprechen.

Jetzt geht es erst einmal darum, den Verkehr auf dem künftigen Boulevard zwischen dem Brüggmoos und der Neuenburgstrasse verträglich zu gestalten. Erst wenn dies nicht mehr möglich sein sollte, käme ein Tunnel als langfristige Variante in Betracht.

Aber auch hier würde ich dringend empfehlen, in einem ersten Schritt ein Zukunftsbild für den Perimeter La Neuveville-Biel zu erstellen. So gibt es zum Beispiel den Wunsch nach einer durchgehenden, sicheren Veloverbindung dem See entlang. Etwas, was zwischen Biel und Tüscherz fehlt…. Wenn es immer nur um die Machbarkeit eines Juratunnels geht, kommen solche Themen nie zur Sprache!»

Hier gehts zum ganzen Interview.   *Han van de Wetering war als Experte für Städtebau im Dialogprozess engagiert.


Wir lesen auf Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Autobahn_5_(Schweiz)

  • Juratunnel 
    (Konzept aus den 1970er Jahren),

Alternativroute ab der Verzweigung Bözingenfeld mittels Tunnel bis nach Vinelz ohne Aus-/ Einfahrt (dieses Konzept ist wegen seiner sehr geringen Entlastung der Stadt eher unwahrscheinlich), zudem wurden in der Vergangenheit bereits Juratunnel-Varianten mit Anschluss in Biel (Aus-/ Einfahrt auf höhe Mühlebrücke) ausgearbeitet und als kaum realisierbar eingestuft (massiver Eingriff in die Stadt, wirtschaftlich ungünstig).


 
St. Galler Bratwurst - nicht in Biel

Im Rahmen der Diskussionen in der Westast-Dialoggruppe haben die «Experten» immer mit dem «Beispiel St. Gallen» gekontert, wenn die autobahnkritischen Mitglieder darauf hinwiesen, dass unterirdische Autobahnanschlüsse vom Bundesamt für Strassen ASTRA kategorisch abgelehnt werden. Aus diesem Grund wurden nämlich die Westastanschlüsse in Biel nicht unterirdisch, sondern offen geplant, was zu einem schönen Teil zum definitiven Absturz des A5-Ausführungsprojekts beitrug.

Was hat es aber auf sich, mit der für unsere Verkehrsexperten nachahmenswerten St. Galler Lösung? Die Mehrheit der Dialoggruppe wollte nichts Genaueres wissen und war froh, dass da willkommene Munition für das Durchdrücken eines Juratunnels mit innerstädtischer Ein- oder Ausfahrt unter offenem Himmel geliefert wurde.

Deshalb hier in aller Kürze ein paar Fakten, die aufzeigen, dass die Sparringpartner* genannten Experten eine St. Galler Bratwurst mit einem Bieler Saucisson verglichen haben. Fakt ist: Das ASTRA und St. Gallen haben ein Riesenproblem, in keiner Weise vergleichbar mit der Situation am Bielersee.

Die bestehende Stadtumfahrung St. Gallen der A1 – eine Hauptarterie des Autobahnverkehrs im Osten der Schweiz – verläuft in zwei Tunneln. Diese müssen zwingend umfassend saniert werden, d.h. jahrelange Tunnelschliessungen sind programmiert. Umfahrungslösungen gibt es keine. Also soll nun in einem ersten Schritt eine dritte Röhre gebaut werden. Ist diese mal in Betrieb, kann ein Tunnel nach dem andern blockiert und saniert werden.

Um während der langen Sanierungsphase einen Verkehrskollaps zu vermeiden, plant man im gleichen Zug zusätzlich eine sogenannte Spange (=unterirdische Anbindung zur Agglo Appenzellerland). Sie besteht aus dem Tunnel «Feldli» und einem unterirdischen Kreisel unter dem Güterbahnhof mitten in der Stadt.

Eine ähnliche Lösung für den Bieler Westast hat das ASTRA für das inzwischen beerdigte Westastprojekt mit aller Macht verworfen. Im Unterschied zum St. Galler Spangenprojekt, wo die Ausgangslage eine ganz andere ist: In St. Gallen muss das ASTRA für die Sanierung eines Teils seiner wichtigen Autobahn-Ost-Westtransversale den totalen Verkehrskollaps befürchten, weshalb das Bundesamt eine ganz grosse Kröte schluckt und sich damit über seine eigenen schweizweit diktierten Auflagen hinwegsetzt (=keine unterirdischen Autobahnanschlüsse mehr).

Kein Vergleich mit der aktuellen Situation am Bielersee: Die N5, auf Stadtgebiet als Autobahn 3.Klasse geplant, europäisch unbedeutend, kann – im Gegensatz zu St. Gallen – niemals als Rechtfertigung für einen unterirdischen Autobahnanschluss ab und zu einem Juratunnel herangezogen werden. Würde ein solcher Anschluss, wie vom ASTRA vorgeschrieben, in der Seevorstadt jedoch offen geführt, wäre ein erneuter Volksaufstand so sicher wie das Amen in der Bieler Stadtkirche.

Deshalb: Bratwürste sind bekannterweise eine St.Galler Spezialität. Aber mit ASTRA-Senf selbst dort ungeniessbar. Der Widerstand gegen das Projekt «Teilspange» ist lanciert. Die Bürger:innen von Biel/Bienne haben es erfolgreich vorgemacht und bleiben weiterhin wachsam - Juratunnel durch die Hintertür?  Politik gäge d'Lüüt? In Biel aussichtslos.

* Der Sparringpartner beim Boxen benutzt zusätzlich gepolsterte Boxhandschuhe und darf nie zu fest zuschlagen, sondern er tänzelt um den auftraggebenden Trainingspartner herum.


Der Prioritäter

Falsche Priorität:  «Der Juratunnel wird studiert.»   Chr. Neuhaus auf facebook

 

30.09.2021
Rund um den Bielersee nimmt
die Bevölkerung das Heft in die Hand
 

10.08.2021
«Westast so nicht!» bleibt. Bald mit aufgefrischtem Namen.


«Westast so nicht!» droht das Aus

Am 10.August 2021 soll das Komitee «Westast so nicht» liquidiert werden - wenn es nach dem Willen des Vereinsvorstandes geht.

Ein Unsinn sondergleichen: Eine BürgerInneninitiative mit 2'000 Mitgliedern ohne Not aufzulösen, ist ein starkes Stück. Das letzte Wort hat jedoch die Mitgliederversammlung. Es geht darum eine bewährte Struktur am Leben zu erhalten, die auch in Zukunft mit breitem Rückhalt eingreifen kann, wenn die Region Biel von den Behörden baulich und verkehrstechnisch in eine unerwünschte Richtung verändert werden soll. Stichworte: Juratunnel, Agglolac 2.0, etc.


Und immer wieder der Juratunnel...

Die Nachfolge-Organisation Espace Biel/Bienne.Nidau, welche die Empfehlungen vom Dialogprozess vorantreiben und umsetzen soll, wurde mit einem stolzen Budget ausgestattet: Insgesamt stehen CHF 820'000 zur Verfügung – allein für Organisations- und Planungsarbeiten, und allein für 2021!

Die Hälfte davon bezahlt der Kanton Bern, den Rest übernehmen die Städte Biel und Nidau, sowie die Gemeinden Brügg, Ipsach und Port.

Weshalb die Kosten so hoch sind, geht etwa aus dem Kreditantrag des Bieler Gemeinderats hervor. Darin sind unter anderem Honorare für Fachexperten in der Höhe von CHF 120'000 veranschlagt. Notabene handelt es sich dabei um die gleichen Büros – Fritz Kobi und Han van de Wetering – die bereits während des Dialogprozesses kräftig abkassiert hatten.

Die beiden Experten wie auch der damalige Prozessleiter Hans Werder gefielen sich ja bekanntlich in der Schlussphase des Dialogs darin, die Option «Juratunnel» mächtig zu pushen. Das wirkt sich bis heute aus.

So behauptete etwa die Nidauer Stadtpräsidentin und Co-Leiterin von Espace Biel/Bienne.Nidau anlässlich eines Treffens mit ehemaligen TeilnehmerInnen des Dialogprozesses steif und fest, die Planung des Juratunnels sei Bestandteil der im Dezember 2020 verabschiedeten Empfehlungen. Eine Behauptung, die schlichtweg falsch ist.

Regierungsrat Christoph Neuhaus bläst jedoch ins gleiche Horn: «Es wird ein Juratunnel studiert», liess er kürzlich in einem seiner berühmt-berüchtigten Facebook-Kommentare verlauten. Und degradierte die restlichen Empfehlungen aus dem Dialogprozess kurzum zu begleitenden «flankierenden Massnahmen» für einen Autobahnbau, wo und wie auch immer.

Die Twanner Gemeindepräsidentin Margrit Bohnenblust hat sich und ihre Gemeinde vorerst aus der Organisation, welche die Dialog-Empfehlungen umsetzen soll, ausgeklinkt. Sie wäre aber gewillt und bereit, in diesem Gremium wieder mitzureden, falls der Juratunnel zwischen Bözingen und Biel wieder ins Gespräch kommen sollte, wie sie gegenüber dem Bieler Tagblatt erklärte. Für sie sei dies die beste Lösung: «Dann würde der Transit-Verkehr an Twann-Tüscherz vorbei im Hang verschwinden.»

So hegen und pflegen PolitikerInnen und sogar Fachexperten nach wie vor ihren grossen Traum vom Tunnel, der den Verkehr verschwinden lässt. Das Dumme ist nur, dass jeder Tunnel nicht nur einen Ein- sondern auch einen Ausgang hat: Der Verkehr verschwindet nicht. Und Tunnelportale verschandeln sowohl die Stadt- wie die Naturlandschaft.

Der Juratunnel ist genauso wenig umsetzbar oder sinnvoll, wie es der Westast war. Es wäre an der Zeit, Kräfte, Geld und Fantasie in sinnvollere, umsetzbare Mobilitätslösungen zu investieren. Auch in der Region Biel!


Wehret den Anfängen!

 

Der Westast-Dialogprozess endete im Dezember 2020 mit einem klaren Verdikt: Das Ausführungsprojekt und der geplante Bau des «Westasts» mit den Anschlüssen Bienne-Centre und Seevorstadt ist vom Tisch. Definitiv.

Gleichzeitig «empfiehlt» jedoch der Deal, dass die Planung einer neuen «langfristigen Lösung» umgehend an die Hand zu nehmen sei. Dabei wurden von den VertreterInnen der Kerngruppe die Weichen klar für eine «Variante Juratunnel» gestellt. Die Mehrheit der Dialoggruppe hat das ohne zu zögern abgenickt. Und schon taucht sie im Wunschkonzert zum Agglomerationsprogramm 4 auf:

Diese Variante hätte zwingend den Bau eines innerstädtischen Autobahnanschlusses zur Folge. Natürlich alles unterirdisch. Wie der motorisierte Verkehr aus der Stadt und in die Stadt an die Oberfläche gelangen soll, wird tunlichst verschwiegen.

Dem Vernehmen nach wurde der Juratunnel in den Verhandlungen insbesondere von den Herren Werder und Kobi gepusht sowie von den Westastbefürwortern, den Behörden und sogar einem Teil der Westastgegnerschaft begrüsst.

Dazu kann man nur sagen: Totgeglaubte leben länger… Bereits vor über 40 Jahren standen immer wieder neue Juratunnel-Varianten zur Debatte. Und die Frage, ob Nord- oder Südumfahrung und überhaupt…

Bis Anfang der 1990er Jahre votierte eine Mehrheit der Bieler PolitikerInnen für einen Juratunnel – auch wenn der eine oder andere aus wahltaktischen Gründen mal seine Meinung geändert hat, wie wir das ja auch heute noch kennen:

 

Und nun soll dieses Gerangel wieder von vorne losgehen? Die Planungsbüros reiben sich schon die Hände.

Wehret den Anfängen!

Wir fordern: Keine weiteren Planungsmillionen für ein Projekt, das es nicht braucht – und das eh nie gebaut wird. Stattdessen Investitionen in eine realitätsbasierte, innovative und zukunftstaugliche Mobilitätspolitik.


Billiger und besser statt irgendein Juratunnel


Strassenbaupolitik 1960-2020

Stau - Mehr Strassen - Mehr Stau - Mehr Strassen - Immer noch Stau - Noch mehr Strassen - Noch mehr Stau - Nicht genug Strassen - Wieder mehr Stau - Nicht genug Spuren - Strassenausbau - Stau beim nächsten Engpass - Ausbau Engpass - Mehr Spuren, Stau andernorts, Stau hier, Stau dort, in einem fort, undsoweiter undsofort undsoweiter undsofort...

Ein normaler Sonntag 1967

video
play-sharp-fill

Stau am Bielersee-Nordufer 

 

Ein normaler Auffahrtstag 2020

Stau am Bielersee-Nordufer 

 


Strassenbaupolitik ab dem Jahr 2021